CocoonSymphonie

Fünf Stationen einer Reise in das Innere

Die Geschichte der Musik ist auch die Geschichte des Individuellen, das sich ins Fantastische ausbreitet. Der Einzelne durchlebt eine Reise, die am Ende in eine Erhöhung mündet. Heute beschäftigt uns das Fantastische mehr und mehr um seiner selbst willen, als ultimativer Eigentrip, z.B. am hauseigenen Laptop, in virtuellen Räumen, in Cineplex Kinos oder mit Kopfhörer. Im Paradoxum des Zeitalters der totalen Kommunikation einerseits und der Vereinsamung andererseits, definiert sich das In-sich-zurückziehen in einer neuen Qualität. Einer Qualität, in der wir Inseln in unseren Räumen schaffen, um gleichsam aus ihnen durch Zeit und Raum zu fliehen. So wird das „Ich“ zur zu bereisenden Landschaft, das Innere zu einem Abenteuer, das sich mit allem und jedem konfrontieren lässt.
Die CocoonSymphonie spürt diesem Phänomen nach in fünf verschiedenen ineinander übergehenden Abschnitten, die ich als Stationen bezeichnen möchte: „Zustand“ – „Flucht“ – „FreiRäume“ – „R.E.M.“ – „Erschütterung“.
Das Stück beginnt mit „Zustand“, einer von allen Streichern unisono gespielten Linie, die nach und nach zerbricht, auseinander fällt und zur „Flucht“ getrieben wird. Angeheizt von gehetzten Paukenschlägen entstehen aus der „Flucht“ schließlich „FreiRäume“. In diesem Zentrum des Stücks löst sich das vorgestellte Material auf. Metrum- und impulslos verebbt dieser Abschnitt in „R.E.M.“ der – analog zur „Flucht“ – nervös und unruhig die Aufwachphase einleitet, die – musikalisch auf Grundlage des ersten Abschnitts – in „Erschütterung“ endet.

Christian Jost